Zum Inhalt springen

«Keinen Bock auf Tennis» Zverev nach Out gegen Djokovic einmal mehr im Jammertal

Das French-Open-Aus gegen Novak Djokovic legt Alexander Zverevs Probleme schonungslos offen. Der Traum vom Grand-Slam-Titel droht endgültig zu scheitern.

Tennisspieler in gelbem Shirt auf rotem Sandplatz.
Legende: Wieder nichts Alexander Zverev muss weiter auf seinen ersten Grand-Slam-Titel warten. imago images/UPI Photo

Weit nach Mitternacht hockte Alexander Zverev schwer genervt im immerhin warmen Presseraum des Court Philippe Chatrier und hatte die Nase gestrichen voll. «Ich gehe Golf spielen. Ich habe so etwas von keinen Bock auf Tennis gerade», sagte der Hamburger zu seinen Plänen nach dem brutalen Viertelfinal-Aus bei den French Open gegen Novak Djokovic. Ein weiterführendes Konzept konnte er wie schon zuvor auf dem Platz nicht anbieten.

Das 6:4, 3:6, 2:6, 4:6 an einem schwarzen Pariser Abend gegen den 38-jährigen Djokovic hatte Zverev ins Mark getroffen. Wieder ist er bei einem Grand-Slam-Turnier gescheitert, auch im 37. Anlauf hat Zverev den Major-Titel verpasst, den er so unbedingt gewinnen will.

Die Zweifel wachsen

Die Zweifel daran, dass aus Zverev ein Grand-Slam-Sieger wird, wachsen. Vor allem nach einem Auftritt, der schonungslos aufdeckte, was der beste deutsche Tennisspieler seit Boris Becker kann und was nicht.

«Gegen Superstars wie Djokovic oder auch Sinner und Alcaraz musst du selbst die Punkte machen. Die geben dir keine Geschenke», sagte Becker bei Eurosport: «Du musst derjenige sein, der aggressiver agiert und an den Sieg glaubt.»

Ich wusste nicht mehr, wie ich gegen ihn einen Punkt von der Grundlinie machen soll.
Autor: Alexander Zverev

Das gelang Zverev am Mittwochabend nur im ersten Satz. Danach kam erschreckend wenig. Djokovic übernahm, Zverev spielte Alibi-Tennis mit überschaubarem Repertoire. Geradezu beleidigt ergab er sich phasenweise seinem Schicksal. «Novak war einfach besser», sagte Zverev. Tatsächlich zeigte der Grand-Slam-Rekordsieger eine starke Leistung. Doch Zverevs weiterer Erklärungsansatz war befremdlich.

«Ich wusste nicht mehr, wie ich gegen ihn einen Punkt von der Grundlinie machen soll», sagte er, die Bedingungen hätten das Spiel verlangsamt. «Im ersten Satz waren es 20 Grad, im zweiten, dritten, vierten nur noch 15. Es ist nicht einfach, gegen einen Djokovic bei so kalten Bedingungen Winner zu schlagen oder mit dem Aufschlag Druck auszuüben.»

Nichts als Ausreden?

Was sagte Djokovic zu den äusseren Umständen? «Der Wind war stark. Also habe ich vor allem bei Gegenwind immer wieder versucht, Sascha ans Netz zu bringen», erklärte der Serbe. Wortwörtlich: Djokovic stoppte Zverev – mit mehr als 30 kurzen Bällen. «Das war Masterclass», lobte Becker.

Der Sieger also zog aus den Bedingungen seine Taktik, der Verlierer seine Entschuldigungen. Und das hat Methode bei Zverev: Kälte, schwere Bälle, laute Fans, fiese Drohnen – irgendwas ist immer.

Das Zeitfenster schliesst sich

Das Problem bei sich zu suchen, ist nicht Zverevs Stärke. Indem er darauf wartet, dass ihm der Grand-Slam-Sieg irgendwann einmal passiert, wird er wieder und wieder scheitern. Zverev, das zeigte Paris, benötigt Veränderungen, womöglich im Trainerteam, die Zusammenarbeit mit seinem Vater bringt keine Weiterentwicklung.

Programm-Hinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Beide Halbfinals der French Open können Sie am Freitag ab 14:30 Uhr live auf SRF zwei mitverfolgen. Zunächst messen sich Lorenzo Musetti und Carlos Alcaraz, anschliessend Djokovic und Sinner.

Zverevs Zeitfenster schliesst sich. Er ist 28, in Wimbledon kein Favorit, auf den Hartplätzen scheinen andere besser, die grössten Titel-Chancen hat er auf Sand. Doch bis zu den French Open 2026 werden andere womöglich den nächsten Schritt gemacht haben, João Fonseca, Ben Shelton. In diesem Jahrtausend hat nur ein «Ü29-Spieler» seinen ersten Grand-Slam-Titel gewonnen: Goran Ivanisevic 2001 in Wimbledon.

SRF zwei, sportlive, 04.06.2025, 15:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel