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Neu im Kino: «Ballerina» Vom Babe zum Badass: die Geschichte der Girls with Guns

Frauen als Actionheldinnen sind keine Seltenheit mehr. «Ballerina» ist ein aktuelles Beispiel dafür. Von Michelle Yeoh bis Scarlett Johansson und Ana de Armas: Ein Rückblick auf den Aufstieg der Leinwandkämpferinnen.

Ana de Armas hat sich als Actionstar einen Namen gemacht. Ob im Rennfilm «Overdrive», im James-Bond-Abenteuer «No Time to Die», dem Ryan-Gosling-Vehikel «The Gray Man» oder in der Actionkomödie «Ghosted».

Anders als in den vorherigen Spektakeln hat sie in «Ballerina» keinen Mann an ihrer Seite. Eine Liebesgeschichte gibt es auch nicht. Billiges Wortspiel: endlich darf Frau ihren Mann alleine stehen.

Frau zielt mit Pistole, brennender Hintergrund.
Legende: Ana de Armas Hollywoodkarriere kam durch die Filme «Blade Runner 2049» (2017) und «Knives Out» (2019) ins Rollen. Ascote Elite

Auch wenn der Film unter dem Titel «From the World of John Wick: Ballerina» vermarktet wird, ist es eine One-Woman-Show. Die vier vorhergehenden John-Wick-Filme waren einfach zu erfolgreich, als dass man nicht darauf hinweist, dass Ana de Armas Film in derselben Welt spielt.

Kurze Filmkritik zu «Ballerina»

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Ein Filmtitel der Hochkultur verspricht, betont aber die Befehlsform von ballern. Und das zurecht. Nach der Ermordung ihres Vaters wird die junge Eve von der Geheimorganisation der Ruska Roma in einem Ballett-Theater zur Killerin ausgebildet.

Durch Zufall stösst sie auf die Killer ihres Vaters und sinnt auf Rache. Die Spur führt in ein wunderschönes Dorf in Österreich, komplett bevölkert von einer Mördersekte, deren Mitglieder vom Kindergarten an im Töten ausgebildet werden. Viele Gegner für Eve.

Das Fazit: Zu viel erinnert leider an die John-Wick-Filme. Aber die Kampfszenen sind spektakulär inszeniert.

Eve kämpft mit Hieb- und Stichwaffen, mit Schlittschuhen und Flammenwerfern. Für Fans gibt es einen Kampf gegen John Wick (Kenau Reeves). Ana de Armas als Killerin kommt gut. Die Altstars Gabriel Byrne, als Chef der Mördersekte, und Anjelica Houston als Ruska Roma-Chefin, runden die Sache ab.

Ein Film für Actionfans.

Actionfilme mit Frauen erleben gerade einen Boom, ob als billige B-Movies oder bei Streamern. In «G20» ballerte sich Anfang des Jahres Oscarpreisträgerin Viola Davis als US-Präsidentin durch ein von Terroristen besetztes Hotel in Kapstadt.

Eine Frau mit Axt
Legende: Charlize Theron als unsterbliche Söldnerin mit Axt in «Old Guard» (2020). Netflix

Charlize Theron, auch eine Oscarpreisträgerin, ist im Juli mit «Old Guard 2» bei Netflix zu sehen. Ob «Mad Max: Fuy Road» (2015) oder die «Fast & Furios»-Filmreihe (2017 bis 2023): Sie hat sich über die Jahre als Actionstar etabliert und produziert den Film oft mit.

Auch wenn sich nach wie vor mehr Männer machomässig massakrieren, Frauen im Action-Genre sind keine Seltenheit mehr. Der Weg dahin war lange.

Aus Asien in die ganze Welt

Vorbilder fand das westliche Kino im asiatischen Kino, mit Filmfighterinnen wie Cheng Pei-pei («Come Drink with Me», 1966), Angela Mao («Lady Whirlwind», 1972) oder Meiko Kaji («Lady Snowblood», 1973). Die letzteren zwei waren Quentin Tarantinos Inspiration zum Rache-Thriller «Kill Bill» (2003) mit Uma Thurman.

Frau im Schmetterlings-Kimono mit Schwert in Kampfpose.
Legende: Meiko Kaji als Rächerin in der Manga-Verfilmung «Lady Snowblood». IMAGO / Everett Collection

Im Martial-Arts-Film «Yes, Madam» (1985) aus Hongkong hatte Michelle Yeoh ihre erste Hauptrolle. Die Kampforgie gilt als erster der sogenannten «Girls with Guns»-Filme, also billigen, asiatischen Schiessereien mit schwerbewaffneten Heldinnen.

An Michelle Yeohs Seite in «Yes, Madam»: Kampfsportlerin Cynthia Rothrock, eine der ersten US-Amerikanerinnen, die als Actionstar im B-Movie-Bereich Karriere machte und in 1980ern keine weibliche Konkurrenz hatte. Leider schaffte es die Pionierin nie, in teuren Blockbustern aufzutreten.

Anders Michelle Yeoh: Mit dem 007-Spektakel «Tomorrow never Dies» (1998) wurde der Superstar aus Hongkong auch im Westen bekannt. Für den verrückten Actionfilm «Everything Everywhere All at Once» gewann sie 2023 den Oscar.

Personen in Kampfposition mit erhobenen Fäusten.
Legende: Bereit zum Kampf: Michelle Yeoh (links) und Cynthia Rothrock in «Yes, Madam» als die Polizistinnen Ng und Carrie Morris, die einen Mikrofilm suchen. IMDb

In Hollywood gilt Sigourney Weaver aufgrund der beiden ersten «Alien»-Filme (1979, 1986) als Mutter aller Actionstars.

Tough, aber sexy

In den 2000ern bekam sie Gesellschaft. Angelina Jolie («Tomb Raider») etablierte sich als Actionstar in teuren Blockbustern, während sich Milla Jovovich zur B-Movie-Action-Queen hochkämpfte. Damals mussten die Leinwandkämpferinnen noch damit leben, dass sie Kerle K. o. schlagen durften, aber gleichzeitig sexy sein mussten. Im kurzen roten Kleid und hohen schwarzen Stiefeln zerfledderte Milla Jovovich Zombies im ersten «Resident Evil»-Film (2002).

Die 2000er-Frauen machten den Weg frei für die, die folgten: Scarlett Johansson («Black Widow», 2021) und all die anderen Girls with Guns, bis eben Ana de Armas in «Ballerina», deren Actionchoreografien ohne das Hongkong-Kino und ihre Kämpferinnen nicht denkbar wären.

Filmtipps mit Girls with Guns:

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  • «Dirty Angels» (2024) mit Eva Green (auf Apple TV+)
  • «Blood Star» (2024) mit Britni Camacho (auf Youtube)
  • «All Souls» (2023) mit Mikey Madison (auf Youtube)
  • «Old Guard» (2020) mit Charlize Theron (auf Netflix)
  • «Salt» (2010) mit Angelina Jolie (auf Apple TV+)

Radio SRF 3, 5.6.2025, 9:15 Uhr

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